Von den verschwundenen Wirtshäusern Kleinheubachs (Teil I): Das Gasthaus "Schwane"

Bis heute unklar: „Schwane“ abgebrannt oder abgerissen 

Kleinheubach. Zu einer lebendigen Dorfgemeinschaft gehörten in früheren Zeiten neben dem Rathaus, der Schule und Kirche besonders auch die Gasthöfe als Orte zur Pflege der Geselligkeit und lokaler Ereignisse. Doch diese Situation hat sich in den vergangenen Jahren in zahlreichen Gemeinden, so auch in Kleinheubach wesentlich verändert, dafür gibt es die verschiedensten Gründen. In loser Folge sollen mit einigen ehemals markantesten Kleinheubacher Gasthöfen wie der „Schwane“, „Zur Krone“, „Zum Hirschen“, der „Löwensteiner Hof“ und der „Löwen“ alte längst vergessene Namen vorgestellt und auch so manche Erinnerung und Begebenheit wach gehalten werden. 
 

Bis zum Jahre 1655 soll es nur eine einzige Gastwirtschaft im Ort gegeben haben. Die Zahl erhöhte sich bis 1740 auf insgesamt fünf Gasthöfe und weitere Wirtschaften kamen dann am Ausgang des 18. Jahrhunderts und im Verlauf des 19. Jahrhunderts dazu. Bei einer weitaus geringeren Einwohnerzahl als heute, brachte es Kleinheubach in seiner gastronomischen Blütezeit seinerzeit auf immerhin 15 Gasthöfe und Cafes. Sicher auch ein Beleg dafür, das die Einwohnerschaft diese Einrichtungen zur Kommunikation und in geselliger Runde gerne genutzt haben müssen. Wie stark sich dieses Bild verändert hat, zeigt das Kleinheubach von heute, bei nahezu 3.400 Einwohner mit noch sechs Gastwirtschaften. Die wesentlichsten Informationen stammen aus dem Buch „Zur Ortsgeschichte von Kleinheubach“ von Bernhard Holl. 

Das frühere Gasthaus „Zur Schwane“ an der ecke Marktstraße/Fahrgasse gelegen, dürfte wohl das erste und einziger zu jener Zeit gewesen sein. Erstmals tauchte der Name des Gasthauses in Rechnungen beim Bau des evangelischen Pfarrhauses 1561/1562 bei der Abrechnung von Vesper und Getränken auf. In der Familienchronik der nach Amerika ausgewanderten Familie Conradt werden um 1535 ein Matthias Conradt und danach dessen Sohn Hans Heinrich, der Ehemann der vermeintlich letzten Kleinheubacher Hexe als Wirte des „Schwanen“ genannt. 

In der Bürgermeisterrechnung von 1651 ist Lorentz Conradt, der Sohn Hans Heinrichs, als Ohmgeldzahler und Wirt aufgeführt. Deshalb ist davon auszugehen, das seit mindestens Anfang des 16. Jahrhunderts die Familie im Besitz der Gastwirtschaft gewesen sein muss. Dem Protokoll des Löwenstein’schen Amts entsprechend von 1755, war von 1710 bis 1713 ein Jobst Schröder und danach ein Johann Georg Aroldt Schwanenwirt von 1713 bis 1767 mit eigenem Braurecht. 

Dem Wirt Aroldt wurde den Aufzeichnungen „Zur Ortsgeschichte von Kleinheubach“ von Bernhard Holl zufolge auf dessen Verlangen hin, vom Fürstlichen Herrschaftsgericht per Dekret von 1728 ausdrücklich bestätigt, dass die „Schwane“ die Schildgerechtigkeit uneingeschränkt besitzt und ihr als volles Recht das Brau-, Brenn und Schankrecht verliehen sei. Darüber hinaus ist der Wirt berechtigt, Fremde zu beherbergen. Nach wiederholtem Wirtewechsel ab 1768 war ein Heinrich Zink von 1802 bis 1820 Eigentümer der „Schwane“, der 1808 ein neues Gebäude an gleicher Stelle, wo sich die alte Wirtschaft befand, errichten ließ und die „Schwane“ darin fortführte. 

Es ist nicht bekannt, ob das alte Gebäude ein Opfer der Flammen odr abgebrochen wurde. Fest stehen dürfte jedoch, dass das damals schon über 250 Jahre alte Anwesen, durch ständiges Hochwasser gelitten hatte und baulich den Anforderungen jener Zeit nicht mehr entsprach. Von 1820 bis 1871 war Franz Jäger Eigentümer und Wirt des Gasthauses. Da das Gasthaus samt Brauerei und Brennerei von 1818 bis 1820 aus nicht bekannten Gründen geschlossen war, nahmen vier Kleinheubacher Wirte dies zum Anlass, um beim Fürstlichen Herrschaftsgericht gegen die Wiedereröffnung und Konzessionserteilung an Franz Jäger zu klagen – jedoch ohne Erfolg. 

Begründung war seinerzeit, dass die Schildgerechtigkeit auf dem Gebäude und nicht auf der Person ruhe. Damit konnte Jäger die Wirtschaft mit allen alten Gerechtsamen bis 1871 betrieben. Nächster Eigentümer war von 1872 bis 1919 Eduard Emmerich, der die Wirtschaft aber nur von 1872 bis 1875 und nochmals von 1905 bis 1910 als Wirt betrieben hatte. 

Ein herrlich gelegene Gartenwirtschaft mit Veranda „Zur Mainlust“ wurde um das Jahr 1900 angebaut. Von 1876 bis 1904 wurde die „Schwane“ von Philipp Dauphin und von 1911 bis 1919 von August Boos als letztem Wirt bewirtschaftet. Der Ökonomierat und frühere Bürgermeister Jakob Brandau hat das gesamte Anwesen samt allen Gerechtsamen von der Erbengemeinschaft Emmerich 1919 erworben. Er selbst war zu keiner zeit als Gastwirt tätig, vielmehr betrieb er Ackerbau und einen Baumschulenbetrieb. 

Damit war ab 1919 das Kapitel der Gastwirtschaft „Zur Schwane“ endgültig geschlossen. Das Anwesen wurde 1960 verkauft und als Wohnhaus umgebaut.