Von den verschwundenen Wirtshäusern Kleinheubachs (Teil VI): Das Gasthaus „Zum Löwen“

Vor „Amis“ die Türen von innen verschlossen - Kleinheubacher „Löwen“ war bis in die 60er Jahre beliebter Treffpunkt für Jung und Alt

Kleinheubach. Über mehr als zwei Jahrhunderte prägte das Gasthaus „Zum Löwen“ das Kleinheubacher Ortsbild im „Underdorf“ an der Ecke Löwengasse/Baugasse. 1969 schloss das damalige Wirtspaar Fritz und Resi Walter für immer die Tür.

Seine wechselvolle Geschichte beleuchtet die sechste und letzte Folge unserer Serie über die verschwundenen Wirtshäuser Kleinheubachs. 

Das Gasthaus mit eigenem Brau-und Brennrecht, sowie der Schildgerechtigkeit ist im Jahre 1723 von Philipp Konrad Lang erbaut und von diesem bis 1745 auch betrieben worden. Es ist anzunehmen, dass an gleicher Stelle zuvor ein Gebäude gestanden hat, das am 24. April 1627 beim großen Brand von Kleinheubach ein Raub der Flammen wurde und über mehrere Jahrzehnte eine Bauruine gewesen war. Als Beweis könnte die beim Abbruch 1999 im alten gewölbekeller entdeckte Jahresmarke von 1530 dienen. Bis zum Jahre 1655 soll es nur eine einzige Gastwirtschaft im Ort gegeben haben. Die Zahl erhöhte sich bis 1740 auf insgesamt fünf Gasthöfe und weitere Wirtschaften kamen dann am Ausgang des 18. Jahrhunderts und im Verlauf des 19. Jahrhunderts dazu. Bei einer weitaus geringeren Einwohnerzahl als heute, brachte es Kleinheubach in seiner gastronomischen Blütezeit seinerzeit auf immerhin 15 Gasthäuser und Cafes. Sicher auch ein Beleg dafür, das die Einwohnerschaft diese Einrichtungen zur Kommunikation und in geselliger Runde gerne genutzt haben müssen. Wie stark sich dieses Bild verändert hat, zeigt das Kleinheubach von heute, bei nahezu 3.400 Einwohner mit nur noch sechs Gastwirtschaften. Wesentliche Informationen konnten dem Buch „Zur Ortsgeschichte von Kleinheubach“ von Bernhard Holl entnommen werden. Von dem aus Eschau stammende Heinrich Orth ist der „Löwen“ am 7. Februar 1747 von Lang erworben und bis 1754 von Orth auch als Wirt betrieben worden. 

zumloewenNach der Wiederverheiratung der Witwe des Heinrich Orth, einer geborenen Portscher, im Jahre 1753 mit Andreas Wilhelm, verpachtete sie den „Löwen“ zunächst an Andreas Kirchweih und verkaufte ihn 1760 schließlich an den Bender und Bierbrauer Johann Philipp Büchner, der die Gastwirtschaft bis 1785 als Wirt und Bierbrauer laut Bürgermeisterrechnungen betrieben hatte. Der „Löwen“ verfügte unter dem früheren Saal über einen großen Gewölbekeller, wo der Apfelwein und sonstige Getränke gelagert wurden. Durch die Sandsteine hatte der Keller, ob im Sommer oder Winter, immer die gleiche Raumtemperatur und war bestens als Lagerraum geeignet.

Ab 1785 hieß der Löwenwirt Michael Filbert. Dessen Erben verkauften den „Löwen“ 1812 an den Küfer und Brauer Franz Klein, der die Gastwirtschaft von 1813 bis 1865 betrieben hatte. Und danach waren dessen Sohn Franz Klein Junior bis 1903 der Wirt. Als dieser verstarb, wechselten die Pächter bis 1916 ständig, ehe der Maurermeister Johann Caspar Fertig den „Löwen“ am 20. Juli 1916 kaufte und ihn bis 1939 auch als Gastwirt betrieben hat. Im gleichen Jahr ging der „Löwen“ an dessen Sohn August mit Ehefrau Juliane über, die das Gasthaus mit eigener Schlachtung bis 1964 führten. August Fertig hatte auch zwei Pferde und war noch als Fuhrmann tätig, deshalb wurde das Gasthaus auch weitgehend von dessen Ehefrau bewirtschaftet. 

Über mehr als zwei Jahrhunderte prägte das Gasthaus „Zum Löwen“ das Ortsbild im „Underdorf“ an der Ecke Löwengasse/Baugasse. Das Gasthaus mit eigenem Brau-und Brennrecht, sowie der Schildgerechtigkeit ist im Jahre 1723 von Philipp Konrad Lang erbaut und von diesem bis 1745 auch betrieben worden. Es ist anzunehmen, dass an gleicher Stelle zuvor ein Gebäude gestanden hat, das am 24. April 1627 beim großen Brand von Kleinheubach ein Raub der Flammen wurde und über mehrere Jahrzehnte eine Bauruine gewesen war. Als Beweis könnte die beim Abbruch 1999 im alten Gewölbekeller entdeckte Jahresmarke von 1530 dienen. 

Ältere Kleinheubacher erinnern sich nicht nur daran, daß die frühere Löwenwirtin zur Silvesternacht an die Mitbürger Glühwein aus dem Fenster gereicht hatte, sondern auch an die vielen Tanzveranstaltungen der Kriegs- und frühen Nachkriegsjahre im „Löwensaal“, bis dieser wegen baulicher Mängel nicht mehr benutzt werden durfte. Unvergessen bleibt auch die Erinnerung als nach Kriegsende 1945 die amerikanischen Soldaten nach Kleinheubach kamen und im einstigen „Löwensaal“ die Dorfjugend kräftig das Tanzbein schwang. Vorsichtshalber hatte man damals die Saaltüre von innen verschlossen, damit den Mädels nichts geschehen konnte. Der Platz „am Löwen“ wie er von den Kleinheubachern gerne genannt wurde, war bis in die 60er Jahre beliebter Treffpunkt der Dorfjugend. Als letzte Wirte pachteten Fritz und Resi Walther 1964 das Lokal, das aber 1969 endgültig geschlossen wurde. Das Gebäude verlor über die Jahre immer mehr an Substanz und wurde 1999 wegen Baufälligkeit abgerissen. 

Foto: Das Gebäude des 1723 erbauten Gasthaus „Zum Löwen“ hat in den letzten Jahren deutlich an Substanz verloren und war schließlich dem Verfall preisgegeben ehe es 1999 abgerissen wurde. 
Foto & Bericht: Manfred Seemann