Von den verschwundenen Wirtshäusern Kleinheubachs (Teil II): Das Gasthaus "Krone"

Fest im Griff von Kappes und Rothenbachs: „Krone“ war traditioneller Familienbetrieb

Kleinheubach. Zu einer lebendigen Dorfgemeinschaft gehörten in früheren Zeiten neben dem Rathaus, der Schule und der Kirche auch die gasthöfe. Das hat sich in vielen Gemeinden inzwischen geändert, so auch in Kleinheubach. Zahlreiche Traditions-Wirtschatefn haben längst ihre Pforten geschlossen.

In loser Folge stellen wir in den nächsten Ausgaben ehemals markante Gasthöfe vor. Auch die „Krone“ gehört zu diesen beinahe vergessenen Namen. 

Bis zum Jahre 1655 soll es nur eine einzige Wirtschaft im Ort gegeben haben. Die Zahl erhöhte sich bis 1740 auf fünf und weitere Wirtschaften kamen dann am Ausgang des 18. Jahrhunderts und im Verlauf des 19. Jahrhunderts dazu. Bei einer weitaus geringeren Einwohnerzahl als heute, brachte es Kleinheubach in seiner gastronomischen Blütezeit auf 15 Gasthöfe und Cafes. Sicher auch ein Beleg dafür, das die Einwohner diese Einrichtungen zur Kommunikation und in geselliger Runde gerne genutzt haben müssen. 

Wie stark sich dieses Bild verändert hat, zeigt das Kleinheubach von heute, bei nahezu 3400 Einwohnern gibt es noch sechs Gastwirtschaften. Bernhard Holl hat in seinem Buch „Zur Ortsgeschichte von Kleinheubach“ vieles über die alten Gasthöfe zusammengetragen.

Das Gasthaus „Zur Krone“ wird in den Bürgermeisterrechnungen von 1685 bei Ohmgeldzahlungen erstmals erwähnt und ist damit nach der „Schwane“ die zweitälteste Wirtschaft in Kleinheubach. Nach alten Grund-und Lagerbüchern war das Anwesen in der Baugasse 18 von Zins-,Gült-und Zehntzahlungen befreit und wurde zunächst noch als „Schwarzenberger Hof“ im Besitz der Grafen von Erbach geführt. Das Anwesen soll seinerzeit an die Gebrüder Campoing verpfändet worden sein und von diesen wurde dann das Gasthaus „Zur Krone“ eingerichtet. 

Für 20 Gulden gepachtet 

kroneSpäter hat die Gastwirtschaft ein Balthasar Wagner für 20 Gulden Pacht übernommen. Über die weiteren Namen von Eigentümern und Inhabern der „Krone“ ist jedoch nichts bekannt, da die Ohmgeldzahlungen ohne Namen und nur mit dem Hinweis „der Kronenwirt“ erfolgte. Im Jahre 1747 kaufte Hans Georg Kappes die Krone und nachdem ihm am 5. Januar des gleichen Jahres die Konzession erteilt und die Schildgerechtigkeit vom Fürstlichen Herrschaftsgericht bestätigt wurde, bewirtschaftete er das Lokal bis 1771. Danach war ein Jahr Johann Georg Kappes der Pächter und in der Folgezeit von 1772 bis 1801 waren Johann Peter Kappes, von 1802 bis 1830 Johann Philipp Kappes und von 1831 bis 1839 ein Karl Friedrich Kappes die Wirtsleute in der „Krone“, die damit 92 Jahre in Folge im Besitz dieser Familie geblieben ist. 

Ab dem Jahre 1840 begann die Zeit der Familien Rothenbach, die als Inhaber oder Besitzer in der „Krone“ tätig waren. Die Kronenwirte verfügten über stattlichen Grundbesitz und betrieben daneben über längere Zeit als Bauern und Winzer eine Landwirtschaft und Kelterei. Auch gehörte seit der Zeit von Hans Georg Kappes stets eine Bäckerei zum Anwesen. Johann Georg Rothenbach ist von 1840 bis 1857 und danach bis 1899 Nikolaus Rothenbach der Wirt in dem vorwiegend als Weinlokal betriebenen Gasthaus gewesen. 

Von 1899 bis 1933 bewirtschafteten Wilhelm Rothenbach und bis 1945 Hans Rothenbach das Lokal. Letzter Besitzer war der Sohn des Wilhelm Rothenbach, Fritz Rothenbach, der nach Schließung der Gastwirtschaft das Anwesen 1949 an Josef Link verkaufte und in den Räumen eine Bäckerei mit Cafe betrieben hat. Unter der über 100jährigen Leitung der Familien Rothenbach ist bekannt, dass sich die „Krone“ zu einem Lokal für die „gehobene Bürgerklasse“ entwickelt hat, wo auch stets gerne die Honoratioren der Gemeinde eingekehrt sind. 

Foto: Vorwiegend als Weinlokal für die etwas gehobeneren Ansprüche wurde früher das Gasthaus „Zur Krone“ von den Familien Rothenbach betrieben. 
Reprofoto & Bericht: Manfred Seemann